Vogel als Prophet II
Vorwort
Vogel als Prophet (II) für Klavier und elektronische 2- bzw. 4-kanalige Zuspielung wurde 1985 komponiert. Die Zuspielung für ‚Vogel als Prophet (II)‘ war ursprünglich für (analoges) Tonband. Später wurde sie ersetzt durch eine digitale Fassung (2-bzw. 4-kanalig) mit hinzugefügter Taktspur für den Pianisten. Diese gibt es entweder akustisch über Kopfhörer oder optisch, also mit graphischer Darstellung des Zeitpulses am Bildschirm eines Laptops bei gleichzeitiger akustischer Wiedergabe der stereophonen Zuspielung.
Die elektronischen Klänge für ‚Vogel als Prophet (II)‘ wurden noch mittels Analog-Elektronik hergestellt an einem Roland-Modul-Synthesizer. Sie gliedern sich in vier Klangelemente: hoch-ausgehalten; Echo-Impuls in mittlerer Lage; dunkler, weich-verhallter Impuls und Obertonskalen.
Diese vier synthetischen Klangelemente in ‚Vogel als Prophet (II)‘ entwickeln sich phasenweise wachsend und vergehend in Form konzentrischer Kreise, wie ein Planetensystem in den ewigen Weiten des Weltalls, sich nähernd und dann wieder verschwindend, scheinbar ohne äußere Beeinflussung, rein einer immanenten Gesetzmäßigkeit folgend.
Das Live-ausgeführte Klavier spielt dazu oder dagegen angereicherte tonale Fragmente aus dem Schumann’schen Klavierstück ‚Vogel als Prophet‘, enthalten im Klavierzyklus ‚Waldszenen‘. Doch im Gegensatz zum ‚Planetensystem‘ der synthetischen Klangelemente wird beim Klavierpart Entstehen und Vergehen dadurch aufgezeigt, dass auftauchende neue Gestalten die alten, vorhandenen verdrängen und bekämpfen, als Abbild der menschlichen, agonalen Welt.
Die dritte Handlungsebene des ‚Vogel als Prophet (II)‘ ist ebenfalls wie das ‚Planetensystem‘ eine eigene Klangschicht der Zuspielung. Elektronisch wird mittels eines Vocoders die sich wiederholende Musik des aufgenommenen Klavierstücks (als Trägersignal) kombiniert mit einem aufgenommenen, gesprochenen und ebenfalls sich wiederholenden Text aus der ‚Ästhetischen Theorie‘ von Th.W. Adorno (als Modulatorsignal).
Adornos Text handelt davon, dass, je radikaler das (musikalische) Kunstwerk seine Autonomie betont und beansprucht, es gleichzeitig immer gleichgültiger wird gegenüber der äußeren Realität und ihren Krisen, auch wenn diese sogar die Existenz des autonomen Kunstwerks selber infrage stellen durch eine globale Bedrohung des Lebens auf dem Planeten. Das immer noch irgendwie ‚harmonisch‘ geordnete Kunstwerk als Abbild einer scheinbar harmonisch geordneten Welt wird so zum kitschigen Zerrbild.
Im Stück äußert sich dies so, dass der gesprochene Text in der Zuspielung immer mehr in den Vordergrund gerät und schließlich das gesprochene Wort sogar die klingende Musik verdrängt. Jeder versöhnende Abglanz, der sich aus dem Stück ‚Vogel als Prophet (II)‘ verbreiten könnte, verbietet sich angesichts der heutigen Wirklichkeit. Doch will ‚Vogel als Prophet (II)‘ nicht Resignation verbreiten, seine Botschaft ist vielmehr: sich der Realität stellen, auch durch kritische Kunst, und dem Ziel: Schutz unserer Demokratie, den Klimawandel in den Griff bekommen, Krieg und Imperialismus ächten, der menschlichen Kultur eine Chance geben, aus der Vergangenheit, besonders der deutschen, lernen.
Stilistik Vogel als Prophet (2)
‚Musik über Musik‘: ein Klavierstück von Robert Schumann dient als Klangträger bei einem elektronisch zugespielten Vocoder, der durch einen beunruhigenden Text von Theodor W. Adorno als Modulator Schumanns Stück zum Sprechen bringt. Dies und weitere Zutaten rücken das Stück in den Bereich Expertenmusik.
Aufnahme Vogel als Pophet II
Zuspielungen (Download):
Die Filenamen-Liste ist gedacht für den Fall, dass die Zuspielung nicht mit dem Klangeditor-Programm Samplitude (Magix) wiedergegeben wird.
Optische Taktspur 48KHz
Vogel2kanalig 44.1KHZ
Vogel4kanalig 48KHZ
Vogel2kanalig 48KHZ
Diese Dateien müssen in ein durch das jeweilige Editor-Programm zuvor erstelltes Verzeichnis auf die entsprechenden Spuren geladen und sonstige Kanaleinstellungen getätigt werden. Es empfiehlt sich, anhand der Taktspur-Datei Marker zu setzen.